Gesamtwerk

4 Stand 01.01.2025 Wie baut Kirche? Papst Franziskus ruft in seiner Enzyklika „Laudato si´- Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ (2015) mit großer Eindringlichkeit zu verantwortungsvollem Handeln in allen Lebensbereichen auf. Im Apostolischen Schreiben „Laudate Deum – An alle Menschen guten Willens über die Klimakrise“ bekräftigt er 2023 angesichts der „Schreie der Armen und des Planeten“ die Notwendigkeit zur Wahrnehmung der aktuellen Herausforderungen und zur zielgerichteten Reaktion. Theologisch stützt sich der Papst dabei auf die biblische Vorstellung des Eingebundenseins des Menschen in das Gesamt der Schöpfung: Alles ist mit allem verbunden, dem Menschen kommt die Aufgabe des „Bebauens und Behütens“ (Gen 2,15) zu. […] Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der Herrschaft zu verwandeln.“ (LS 11). Die Enzyklika betont die soziale Bedeutung von Gemeinschaftsgebäuden und den sie umgebenden Räumen. Sie verweist auf das kulturelle Erbe historischer Architektur und kritisiert die heute vorherrschende Wegwerfmentalität. Wie alles andere auch hat sich Bauen primär an den Bedürfnissen der Menschen zu orientieren und diese an den Planungen zu beteiligen. Wir befinden uns in einer herausfordernden Zeit, die Veränderungen und Anpassungen von uns fordert. Hierfür ist agiles Denken und Handeln nötig, was Freiräume braucht, um seine Wirkung entfalten zu können. Neue Konzepte und Ideen müssen experimentell gefunden und erprobt werden. Eine kooperative Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Perspektiven bietet die Chance, Veränderungsprozesse anzustoßen und die vorhandenen Ressourcen zu vernetzen. Pastorale Räume müssen gestärkt und neu gedacht werden, damit sich der Glaube in seiner Vielfältigkeit entwickeln und entfalten kann. Dafür sind sowohl in den städtischen als auch in den ländlichen Regionen geeignete bauliche Voraussetzungen zu schaffen, die bedarfsgerechtes, zukunftsorientiertes kirchliches Leben ermöglichen und die ökosozialen Anforderungen unserer Zeit im Blick haben. Kirche befindet sich im stetigen Wandel und braucht dafür eine zeitgemäße bauliche und technische Infrastruktur, die zum einen Traditionen bewahrt und zum anderen bedarfsorientierte, flexible Räume ermöglicht. In diesem Kontext sind wir weiterhin verpflichtet wertige, qualitätsvolle Architektur zu schaffen.

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